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  Entwurf für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal
  Leipzig 2012

  Für das Freiheits-und Einheitsdenkmal auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz schlagen wir ein Terminal als Ort kontinuierlicher Momentaufnahmen revolutionärer Ereignisse weltweit vor.
  Wir verstehen das Terminal als Transitraum für Aufbruch, Austausch und Veränderung. Der Ansatz unseres Denkmals der Erinnerung an den Prozess des friedlichen Aufbruchs - heute friedliche Revolution genannt - stellt eine Analogie zu dem komplexen Geschehen einer durch revolutionäre Umwälzung hervorgerufenen Veränderung dar.

  

  
  'Die Reise' im engeren Sinne als Ortswechsel zu verstehen, ist ebenso inhaltlicher Ausgangspunkt unserer konzeptuellen Überlegung, wie die im weiteren Sinne für Ungewissheit, Utopie und Erneuerung stehende Metapher. Der Moment des Aufbruchs steht für uns im Mittelpunkt.
  Reisen und Reisefreiheit waren zentrale Motive der Selbstbestimmung der opponierenden Bevölkerung der DDR und anderer osteuropäischer Staaten im Zusammenhang konkurrierender politischer Systeme. Insofern unterstreicht der Entwurf unseres Denkmals eine Besonderheit der friedlichen Revolution in der DDR.

  
  

  

  
  

  Das Terminal ist eine lichtdurchflutete Durchgangshalle, die sich dem Wilhelm-Leuschner- Platz zu drei Seiten öffnet. Im Terminal informiert ein 3-teiliges Tafelbild, bestehend aus mechanischen Fallblattanzeigetafeln, über aktuelle revolutionäre Bewegungen, Umbrüche, politische Aufstände und Machtwechsel in der Welt zum jeweiligen jetzt-Zeitpunkt. Jede neue Nachricht löst den Bewegungsmechanismus der einzelnen Fallblätter aus und erzeugt so eine wellenartige Bewegung, welche die gesamten drei Tafeln durchläuft.

  Die angezeigten Informationen sind Nachrichten, die aus dem world wide web gefiltert werden. Dieser Filter fokussiert auf aktuelle Befreiungsbewegungen und bezieht regionale wie internationale Quellen gleichberechtigt ein. Dadurch werden Informationen angezeigt, deren Priorität sich nicht an der allgemeiner Nachrichtenagenturen orientiert.

  Zum Thema Revolution soll in interdisziplinärer Kooperation ein lernfähiges System zur Texterkennung entwickelt werden, das - eingebunden in die Installation - eine Art Wörterbuch der Revolution aufbaut. Auf der Grundlage dieses Wörterbuches der Revolution werden die Texte ausgewählt, die in die Tafel eingespeist werden.
  

  Die Be- und Hinterfragung von Begriffen wie Revolution, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte erfolgt in unserem Entwurf zum Einen durch die Gleichbehandlung der weltweiten Nachrichten im Kontext des Denkmals, zum Anderen durch die Anbindung an ein kontinuierliches, universitäres Forschungsprojekt, das Politikwissenschaft, Informatik und Linguistik verbindet und in die Zukunft weist.

  

  Reise: gemeingermanisch *reis-a "aufstehen, sich erheben"

  
  

  www.denkmaldialog-leipzig.de/concepts (No 105)

  msk7: Mona Babl, Christine Berndt, Kati Gausmann, Ricarda Mieth, Anja Sonnenburg

  

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