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Französisch im Berliner Jargon
Anlässlich der Einladung zu dem Ideenwettbewerb "Fluchtpunkte – Hugenotten in Berlin" entwickelte msk7 die Installation "blümerant" für den Gendarmenmarkt in Berlin. Diese thematisiert den nachhaltigen Einfluss der französischen Sprache auf den Berliner Jargon. So wie die Hugenotten in die Stadt integriert wurden, so sind auch Teile ihres Wortschatzes in die Sprache eingeflossen und haben sich mit dieser zum Teil untrennbar verbunden. Die Buchstaben der Wortschöpfungen liegen in Zeilen und Spalten auf den 4m x 4m großen Feldern, die den Gendarmenmarkt strukturieren. Das so entstehende „Kreuzworträtsel“ aus Vegetationsmatten bildet zwischen französischer und deutscher Sprache gedankliche sowie vor Ort zwischen Französischem und Deutschem Dom räumliche Verbindungen.
Der Gendarmenmarkt war bis 1935 von Rasenflächen umsäumt. »blümerant« bringt für ein paar Wochen den Garten auf den Gendarmenmarkt zurück und lädt alle Besucher zu einem Spaziergang ein. Rasen steht hier als einfache Metapher für Garten: Michel Baridon sieht in seiner "Geschichte der Gartenkunst" einen Zusammenhang zwischen dem reformierten Bilderverbot im Kirchenbau und der Sinnesfreude in den Gärten. An die Stelle der Glasfenster in den Kathedralen tritt nun die Schöpfung selbst. Mit anderen Worten: Das aufgeschlagene Buch der Natur draußen antwortet der aufgeschlagenen Bibel im Inneren des Kirchenbaus (zitiert nach Dr. Otto Schäfer, "Hugenottisches Erbe in Pflanzen und Gärten").
senkrecht 1 im Sinne von »mir wird ganz übel, blau vor Augen«; von bleumourant abgeleitet, bleu-mourant ist ein sterbendes, ein blasses Blau, ein bestimmtes Dekor mit dem Friedrich der II. sein Porzellanservice verzieren ließ, eine zarte Pastellfarbe, die der Berliner als »Vergissmeinnicht in Milch gekocht« charakterisiert, im 18. Jh. soll bleu-mourant Modefarbe der Pariser haute courture gewesen sein. 2 eingebürgertes Umgangswort für Morgenrock, wörtlich nachlässige Kleidung 3 Unglück, Mißgeschick 4 Klopse, Fleischkügelchen; Wahrzeichen der Berliner Speisekarte
waagerecht 1 großartig, herrlich; Ableitung von bonne fortune (gut Glück) 5 Polizist, »bewaffnete Männer«, eins von vielen eingebürgerten Umgangswörtern aus jener Zeit, als Friedrich der II. sich in Sanssouci mit so vielen Franzosen umgab, daß sein Gast Voltaire einmal boshaft feststellte: »Majestät sind der einzige Fremde unter uns« 6 Auslese der Besten 7 im Sinne von »aufgebraucht, verbraucht«; es wird anekdotisch von zwei hugenottischen Schwestern berichtet, die am Zugang zur Jungfernbrücke ihre handgearbeiteten Stickereien und Klöppelarbeiten feilboten, wenn ein bestimmtes Muster ausverkauft war und gerade diese verlangt wurde, war die Antwort: »c’est allé«, es ist ausgegangen, aufgebraucht 8 geziert, übermäßig fein, zimperlich, von être peut-être (im Zweifel sein); vgl. auch Fontanes ›Frau Jenny Treibel‹: »Die Kommerzienrätin ist eine gestolze Frau, die immer bloß öte petöte tut.«
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